Kulturelle Missverständnisse erkennen – und auf Englisch souverän damit umgehen
Hallo Speedlearner,
die E-Mail war eigentlich neutral gemeint – aber der Ton kam schroff rüber.
Im Meeting kam kein Feedback – und Sie fragen sich: war das Zustimmung? Desinteresse?
Oder du äußerst Kritik, und merkst: Die Atmosphäre kippt.
Das sind klassische kulturelle Missverständnisse – vor allem in internationalen Teams, in denen Englisch die gemeinsame Sprache ist.
Jetzt geht es darum, wie du solche Situationen frühzeitig erkennst – und wie du auf Englisch ruhig, klar und diplomatisch damit umgehen kannst.
Was sind kulturelle Missverständnisse – und warum passieren sie so leicht?
Sprache transportiert nicht nur Worte, sondern Kultur.
Und selbst wenn alle Englisch sprechen, bedeutet das nicht, dass alle das Gleiche meinen – oder gleich kommunizieren.
Beispiele:
In Asien ist direkter Widerspruch oft verpönt.
In den USA wird Selbstbewusstsein positiv bewertet – in Deutschland schnell als „Selbstdarstellung“ empfunden.
Britische Zurückhaltung kann von Deutschen als vage oder unentschieden interpretiert werden.
Missverständnisse entstehen oft nicht durch Sprache, sondern durch Interpretation.
Drei typische Auslöser für kulturelle Missverständnisse
Unterschiedliche Direktheit
In Deutschland wird Klartext als Effizienz verstanden.
In vielen Kulturen kann das als unhöflich oder hart wirken.
Beispiel:
“That’s not correct.”
→ Kann als Angriff empfunden werden.
Besser:
“Let me share a slightly different view on that.”
Unterschiedliches Verständnis von Zustimmung
In manchen Kulturen heißt ein Nicken nur: „Ich habe verstanden“ – nicht: „Ich stimme zu.“
Tipp:
Stellen Sie Rückfragen, z. B.:
“Do we all agree to proceed this way?”
“Anything we should reconsider before we move forward?”
Nonverbale Missdeutung
Schweigen, Körpersprache, Tonfall – all das wird kulturell unterschiedlich interpretiert.
Beispiel: Eine Pause in einem Gespräch ist in Finnland völlig normal – in den USA gilt sie oft als unangenehm.
Tipp:
Achte mehr auf sprachliche Klärung statt auf Interpretation der Körpersprache.
Sprach-Toolkit: So reagierst du diplomatisch auf Missverständnisse
Wenn du das Gefühl hast, dass etwas „zwischen den Zeilen“ nicht stimmt, helfen folgende Phrasen:
1. Klärung einleiten, ohne Schuldzuweisung
“Just to be sure I understood correctly…”
“Let me double-check what we’re aligned on.”
2. Missverständnisse benennen – freundlich und offen
“I think we may be looking at this from slightly different perspectives.”
“Perhaps there’s a cultural difference in how we’re approaching this – let’s clarify.”
3. Konflikt deeskalieren
“Let me rephrase that – I didn’t mean to sound critical.”
“Sorry if that came across too direct – that wasn’t my intention.”
4. Kulturelle Offenheit signalisieren
“Thanks for pointing that out – I’m still learning how to phrase things better across cultures.”
“I appreciate your patience – cross-cultural collaboration is always a learning process.”
Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest
„So sagt man das eben.“ → Ignoriert kulturelle Vielfalt
Vermeidung statt Klärung → Verstärkt Spannungen
Korrektur im falschen Ton → Führt zu Gesichtsverlust
Besser:
Fragen. Spiegeln. Freundlich ansprechen.
→ Das ist nicht Schwäche – das ist interkulturelle Führungsstärke.
Mini-Übung für Ihre Praxis
Denke an eine Situation, in der ein Call oder eine E-Mail nicht gut gelaufen ist – möglicherweise wegen kultureller Reibung.
Was war der Auslöser?
Wie hättest du es anders – sprachlich sensibler – formulieren können?
Welche Phrase aus dem Toolkit hättest du nutzen können?
Notiere dir einen Satz, den du beim nächsten Mal bewusst einsetzen möchtest.
Wer international führt, muss nicht alles wissen – aber sensibel kommunizieren.
Kulturelle Missverständnisse sind unvermeidlich – aber professioneller Umgang damit ist möglich.
Und genau hier wird deine Sprachkompetenz zur Führungskompetenz.
Sei offen, klar und respektvoll – dann machen auch heikle Situationen deine Wirkung stärker.
Beachte außerdem die 25 größten Fehler, die du im Meeting machen kannst:
25 Fehler, die du auf jeden Fall vermeiden solltest
Herzliche Grüße
Sven Frank